Während unserem Roadtrip durch die drei baltischen Staaten, Estland, Lettland und Litauen, hatten wir viel Kontakt zur Ostsee und den verschiedenen Nationalparks und der Natur der einzelnen Länder. Auch kulturelle Aspekte waren dabei, wenn wir beispielsweise an unseren Besuch am Berg der Kreuze denken. Doch besonders in Erinnerung geblieben ist uns die 98 Kilometer lange Halbinsel, die sogenannte Kurische Nehrung, welche zur Hälfte zu Russland und zur anderen Hälfte zu Litauen gehört.
Mehr zu unserem Roadtrip mit Zelt durch das Baltikum lest Ihr in unserem ausführlichen Reisebericht!
Diese Halbinsel vereint sowohl das Meer, die Natur als auch kulturelle Aspekte und ist somit ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Touristen des Baltikums. In unserem Reisetipp zu Litauen stellen wir die Kurische Nehrung daher genauer vor, wollen jedoch gleich vorweg darauf hinweisen, dass wir sicherlich nicht mal ansatzweise alle Highlights der Halbinsel zusammen bekommen werden. Alleine schon aus dem Grund, dass wir uns auf den litauischen Teil beschränken.
Die Kurische Nehrung im Überblick
Homepage: | www.nerija.lrv.lt www.visitneringa.com |
Beste Jahreszeit: | Ganzjährig besuchbar, uns hat es im Frühsommer gut gefallen |
Fakten und Zahlen: | – seit dem Jahr 1991 ein Nationalpark – seit dem Jahr 2000 UNESCO Weltkulturerbe – insgesamt 98 Kilometer Länge (52 Kilometer gehören zu Litauen) |
Unsere Highlights: | – der Ausblick auf die Dünen im Süden von der Sonnenliege aus – die Outdoorfitnessanlagen und Picknickmöglichkeiten – Wanderung durch die Toten Dünen |
Allgemeines zur Kurischen Nehrung
Die Kurische Nehrung ist im Grunde genommen eine sehr in die Länge gezogene Halbinsel, welche sowohl zur russischen Oblast Kaliningrand als auch zu Litauen gehört. Die Nehrung ist insgesamt 98 Kilometer lang, 52 Kilometer gehören zu Litauen. Im Gegensatz zur Länge ist die Breite der Halbinsel deutlich weniger stark ausgeprägt. Meist sind es nur weniger hundert Meter bis maximal 3,8 Kilometer nahe Nida.
Schon im Jahr 1991 wurde die Region zum Nationalpark erklärt und seit der Jahrtausendwende hat sie zudem den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Doch neben den vielfältigen kulturellen Sehenswürdigkeiten hat die Nehrung auch in Sachen Natur einiges zu bieten und so verwundert es nicht, dass die Kurische Nehrung eines der beliebtesten Ausflugsziele Litauens ist.
Wir waren insgesamt einen Tag auf der Halbinsel unterwegs und beschränkten uns auf den litauischen Teil. Sicherlich kann man auch deutlich mehr Zeit dort verbringen um wirklich einen umfassenden Eindruck der vielen Sehenswürdigkeiten zu bekommen, für einige Highlights hat es dennoch ausgereicht. Im folgenden Beitrag wollen wir eine Auswahl dieser näher Vorstellen, stets unter der Prämisse, dass wir bei weitem nicht alle Spots der Kurischen Nehrung abdecken können.
Die Düne Parnidis im Süden an der Grenze zu Russland
Unweit der Grenze zur russischen Exklave befindet sich die sogenannte Parnidis-Düne. Mit einer Höhe von über 50 Metern ist sie eine der höchsten Wanderdünen Europas. Die Aussicht auf das Haff und den nahegelegenen Fischerort Nida sind von ihrer Spitze aus wunderschön und ein Spaziergang hierher definitiv zu empfehlen. An der höchsten Stelle findet man zudem eine Aussichtsplattform vor.
Mit viel Glück sind auch die Holzliegen gerade frei und man kann seinen Blick im Liegen über die Dünenlandschaft schweifen lassen. Auch Wandern ist in den Dünen möglich, man sollte allerdings tunlichst darauf achten, nicht die Grenze zu übertreten. Das wird als illegale Einreise gewertet und die Grenzbeamten verstehen dabei keinen Spaß. Auch ist es untersagt, die vorgesehenen Wege zu verlassen oder die Hänge der Düne zu begehen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass der Sand abrutscht und die Düne an Höhe verliert.
Übrigens gibt es einen kleinen Parkplatz keine 500 Meter vom höchsten Punkt entfernt. Bei großem Besucherandrang ist es allerdings wohl ein Glücksspiel einen Parkplatz zu ergattern.
Sonnenuhr und -kalender an der Parnidis-Düne
Ein kleines Highlight auf dem „Dach“ der Parnidis-Düne ist die Sonnenuhr mit zugehörigem Kalender. Im Jahr 1995 wurde diese Konstruktion errichtet und im Jahr 2011, nachdem ein Sturm sie zerstörte, wieder aufgebaut. Seitdem zeigt, Sonnenschein vorausgesetzt, die über 13 Meter hohe Steinsäule die Uhrzeit, aber auch den aktuellen Monat sowie die Sonnenwenden an.
Der Ausblick auf das Haff und die Dünen ist von dieser Stelle sehr gut möglich und wirklich beeindruckend. Außerdem ist dieser Ort der Einzige in Litauen, an welchem man die Sonne über dem Wasser untergehen und ebenfalls über dem Wasser aufgehen sehen kann.
Outdoorfitness
Etwas, was uns über die Kurische Nehrung verteilt immer wieder aufgefallen ist, sind die Anlagen für Outdoorfitness. So kann man seine Wanderung, seinen Spaziergang oder das Joggen ideal mit leichten Fitnessübungen kombinieren und somit für etwas Abwechslung sorgen.
Es stehen meist unterschiedliche Geräte, mal mehr mal weniger, zur Verfügung. Die Anlage im Wäldchen vor der Ortschaft Preila beispielsweise hat relativ viele Geräte. Es macht Spaß, diese auszuprobieren und sich darauf einzulassen. Der Zustand der Anlage ist gut und teilweise sind die Geräte auch mit einer Anleitung versehen, sodass auch Laien einige Übungen ausführen können.
Eine weitere Fitnessanlage findet man beispielsweise abseits der Hauptstraße an den Dünen Richtung Ostsee. Dort ist auch ein großer Parkplatz sodass man sich auf dem Weg zum Strand noch etwas austoben kann.
Die Toten Dünen
Eine weitere Möglichkeit durch die Dünenlandschaft zu wandern bietet sich an den sogenannten Toten Dünen. Diese werden auch gerne Grey Dunes (Graue Dünen) genannt und haben den Vorteil, dass man hier auf einem offiziellen, circa 1,5 Kilometer langen, Weg laufen kann. So werden Schäden an der Düne reduziert und ein Besuch ist dennoch möglich. Teilweise verläuft der Pfad auf Holz, doch die meiste Zeit ist man auf sandigem Untergrund unterwegs, was vor allem den Anstieg auf die Spitze der Düne beschwerlich werden lässt.
Auch gibt es naturgemäß keinen Schatten, was man zusätzlich beachten sollte. Das Erlebnis auf Sand zu wandern ist dennoch spitze und auch die Aussicht am Ende der kleinen Tour lohnt die Mühe. Parken kann man am Beginn des Pfads, sofern auf dem kleinen Parkplatz noch ein Stellplatz frei ist. Die Nutzung des Weges ist gegen eine geringe Gebühr möglich. Bitte auch hier darauf achten, die Wege nicht zu verlassen um die Dünenlandschaft zu erhalten.
Nebenstraßen und Ostseestrände
Die Hauptverkehrsader der Kurischen Nehrung auf litauischer Seite ist die Straße 167. Sie verläuft von Nord nach Süd in Richtung Grenze meist durch Waldgebiet. Schon auf dieser Straße zu fahren ist angenehm und ein Erlebnis. Doch ab und an besteht die Möglichkeit auf kleine Nebenstraßen auszuweichen und die verschiedenen Ostseestrände anzusteuern.
Oft führen die Nebenstraßen in Richtung Westen an die Ostsee, folgen der Küstenlinie einige Zeit und biegen dann wieder zurück zur 167 ab. So auch die Zaliasis kel., welche kurz vor der Kolonie der Graureiher und Kormorane in Richtung Meer abzweigt. Dieser folgend kommt man am Südstrand von Juodkrante vorbei ehe man den Strand von Juodkrante erreichte. Über die Dünen führen hölzerne Pfade, sodass das Meer bequem erreicht werden kann.
Kolonie der Graureiher und Kormorane
Auch mit tierischen Highlights kann die Kurische Nehrung aufwarten. So beispielsweise mit der Kolonie der Graureiher und Kormorane am Heron Hill zwischen Juodkrante und Nida. Weit über 1000 Vögel sollen dort in den Baumspitzen brüten, was für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgt.
Wir hatten beim Besuch der Beobachtungsplattform Angst, dass wir von Vogelkot getroffen werden, doch glücklicherweise blieben wir verschont. Nicht jedoch die Baumspitzen, welche durch die Ausscheidungen der Vögel ganz kahl geworden sind. Hier kann man beobachten, was eine große Zahl an Vögeln einem Wald antun kann. Mit einem Fernglas kann man die Vögel am besten von der Plattform am Parkplatz aus beobachten.
Wie kommt man am besten auf die Kurische Nehrung?
Rein prinzipiell gibt es mehrere Möglichkeiten auf die Kurische Nehrung zu gelangen. Die zwei prominentesten sind die Anreise über Kaliningrad im Süden oder die Fähre von Klaipeda nach Smiltynės.
Die Anreise von Klainingrad aus erlaubt es natürlich, die Halbinsel in ihrer vollen Länge zu erkunden und auch den Nationalpark auf russischer Seite zu besuchen. Diese Variante hängt jedoch mit der Einreise in die russische Exklave zusammen, was bedeutet, dass man sich um Visa, etc. kümmern muss. Nichts für einen spontanen Ausflug demzufolge.
Wir empfehlen daher, sich auf den litauischen Part zu beschränken und mit der Fähre von der Hafenstadt Klaipeda aus überzusetzen. Wichtig ist, dort den richtigen Fährableger zu erwischen.
Die Fahrt mit der Fähre der Keltas dauert an sich dabei gute 10 Minuten und ist demnach schnell abgehakt. Die Kosten liegen im Jahr 2021 für einen PKW bei 13 Euro für eine Fahrt. Lediglich die Wartezeit kann, je nach Andrang, etwas länger dauern. Hier sollte man also etwas Zeit einplanen, vor allem an Sommerwochenenden.
Unser Besuch auf der Kurischen Nehrung
Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, zeitig aufzustehen um möglichst viel Zeit auf der Kurischen Nehrung verbringen zu können. Das war Ende Mai im Baltikum ja kein Problem, denn die Tage sind lang und die Nächte kurz. Die Sonne geht erst gegen 23 Uhr unter und dann schon kurz vor vier Uhr wieder auf.
So auch an diesem Tag, weshalb wir wirklich zeitig losfahren konnten vom kleinen Campingplatz Karkelbeck in Richtung Klaipeda und dessen Hafen. Leider stellten wir uns beim Finden des Hafens etwas ungeschickt an und landeten erst am völlig falschen Fährterminal.
Nachdem wir dann gerade noch so, als das vorletzte Auto, einen Platz auf der richtigen Fähre erhalten haben, konnte unsere Erkundung der Kurischen Nehrung beginnen. Wir wollten uns von Süden nach Norden hocharbeiten und sind daher als erstes die 43 Kilometer bis fast an die russische Grenze gefahren.
Schon die Fahrt durch die Dünenwälder war herrlich entspannend und mit Entspannung ging es dann auch an den beeindruckenden Sanddünen weiter. Auf einer hölzernen Liege konnten wir mit dem Fernglas die Umgebung beobachten und auf die russische Seite der Nehrung blicken. Aufgrund der Notwendigkeit eines Visums haben wir darauf verzichtet, den südlicheren Teil der Halbinsel zu besuchen.
Unweit unserer Liege, die wir nach einiger Zeit verlassen haben, steht auch die imposante Sonnenuhr sowie der Sonnenkalender. Von dort kann man die Küste gut einsehen und bis zum Leuchtturm von Nida blicken. Der große Touristenparkplatz vor Nida ist übrigens gut geeignet, mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen und sich an den Infoschildern über die Region zu informieren.
Den in der Karte verzeichneten Aussichtspunkt in Preila haben wir leider nicht entdeckt, aber dafür die erste Fitnessanlage des Tages. Outdoorfitness hat hier scheinbar einen hohen Stellenwert, denn im Schatten der Bäume stehen mehrere verschiedene Geräte. Vor allem die Klimmzugstangen in unterschiedlicher Höhe hatten es uns angetan, ausprobiert haben wir allerdings jedes Gerät einmal.
Nur unweit von Preila liegen die sogenannten Toten Dünen. Für zwei Euro pro Person erhielten wir Zutritt und konnten einem Bretterpfad folgen, bis dieser dann in einen Sandweg auf die Dünen hinauf überging. Das Wandern im Sand kostete mehr Kraft als wir vermuteten, der gute Kilometer bis zur höchsten Stelle der Dünen hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Die Aussicht war super, der Himmel blau und die Sonne strahlte gnadenlos auf uns herab. Schatten ist in den Toten Dünen natürlich Mangelware.
Immer wieder boten sich uns Gelegenheiten, die Hauptstraße zu verlassen und uns auf kleinen Nebenstraßen fortzubewegen. Dies taten wir auch, als wir nach einem Platz für unsere Mittagspause suchten. Zufällig landeten wir wieder an einer Outdoorfitnessanlage und mussten natürlich dort anhalten und zu Mittag essen. So konnten wir das gleich mit Verdauungssport kombinieren. Die Holztreppen auf die Düne sind wir natürlich auch hochgestiegen und hatten dadurch die Ostsee prima im Blick.
Unser nächster Halt war dann ein tierisches Erlebnis. Von einer Aussichtsplattform aus konnte man auf Bäume blicken. Deren Wipfel waren komplett übersät mit Vogelnestern. Graureiher und Kormorane sollten es überwiegend gewesen sein. Wir hatten Angst um unsere Köpfe, wurden aber verschont und nutzten wieder das praktische Fernglas um die Vögel zu beobachten.
Mittlerweile stand dann auch bereits der Abend vor der Tür, da wir noch einige Zeit auf der Halbinsel umher gefahren sind. Wieder an der Nordspitze angekommen, reihten wir uns ein in die Schlange und fuhren mit der Fähre die kurze Strecke zurück nach Klaipeda.
Unser persönliches Fazit zur Kurischen Nehrung
Letzten Endes hat uns unser Besuch auf der Kurischen Nehrung ausgesprochen gut gefallen. Wir haben einen ersten Eindruck gewinnen können von den Dünenlandschaften, den Vögeln und dem Hang zu Outdoorfitnessanlagen. Vor allem die Sonnenliege auf der Parnidis-Düne im Süden hat uns gut gefallen. Von dort konnten wir mit dem Fernglas bis auf die russische Seite hinüberblicken.
Auch spannend waren unsere Fahrten über kleine Nebenstraßen und die Entdeckung der skurrilen Kolonie der Graureiher und Kormorane. Das alles in Verbindung mit der Fährfahrt und dem gemütlichen Cruisen entlang der 167, welche meist durch Waldgebiet verläuft, haben uns einen tollen Tag verbringen lassen. Im Nachhinein betrachtet würden wir sogar sagen, dass wir zwei Tage hätten einplanen sollen, denn beispielsweise gäbe es noch den ein oder anderen Leuchtturm, etc. zu entdecken.