Während unseres Roadtrips durch das Baltikum hatten wir vor allem viel Kontakt zur Ostsee und den zahlreichen National- und Naturparks Estlands, Lettlands und Litauens. Unser Fokus lag darauf, die Natur der drei nördlichen Länder kennenzulernen und auch, die Unterschiede festzustellen.
Doch das bedeutet nicht, dass wir nicht auch ab und an kulturelle Ziele in unser Roadbook aufgenommen haben. Der Berg der Kreuze nördlich von Šiauliai ist eines davon. Wir haben darüber in unserem Reiseführer gelesen und wollten uns den skurrilen Ort nicht entgehen lassen.
Mehr zu unserem Roadtrip mit Zelt durch das Baltikum lest Ihr in unserem ausführlichen Reisebericht!
Da der Berg der Kreuze nicht allzu weit von der Ostseeküste entfernt liegt, konnten wir den Besuch von unserem Zeltplatz in Karkle aus starten und mussten nicht erst noch einen neuen Campingplatz im Landesinneren suchen.
Der Berg der Kreuze im Überblick
Homepage: | www.kryziukalnas.lt |
Beste Jahreszeit: | Ganzjährig besuchbar |
Fakten und Zahlen: | – unzählige Kreuze (mindestens 50.000 Stück) – Parkplatz (gebührenpflichtig) und Informationszentrum – seit Mitte der 90er Jahre steigt die Zahl der Kreuze signifikant an |
Unsere Highlights: | – das markante Design einiger Kreuze – die mystische und skurrile Stimmung |
Allgemeine Informationen zum Berg der Kreuze bei Šiauliai
Im Grunde genommen ist der Berg der Kreuze ein Wallfahrtsort in Litauen, welcher jedoch mittlerweile deutlich auch vom Tourismus geprägt ist. Der Berg ist eigentlich nur ein circa 10 Meter hoher Doppelhügel und auf insgesamt einem Hektar verbreiten sich die unzähligen Kreuze in allen Formen und Farben auf und um den Berg.
Zur Entstehung des Ortes gibt es zwei Legenden. Zum einen soll ein Vater am Krankenbett seiner Tochter eingeschlafen sein woraufhin ihm eine weiße Frauengestalt die Aufgabe erteilte, an diesem Hügel ein Kreuz zu errichten. Der Vater tat wie ihm geheißen und als er nach Hause kam, war seine Tochter gesund.
Die andere Sage zu Entstehungsgeschichte ist die, dass ein baltischer Fürst gegen einen anderen baltischen Herrscher vor Gericht prozessierte. Als er auf dem Weg nach Riga an diesem Ort vorbeiritt, soll er geschworen haben, hier ein Kreuz aufzustellen, wenn er im Prozess siegreich hervorgehen würde. Er gewann und so errichtete er das Kreuz vor über 300 Jahren auf dem Hügel.
Eindeutig geklärt ist demnach nicht, wie es zu alle den Kreuzen kam. Gemäß weiteren historischen Erkenntnissen soll der Ort schon lange zuvor eine Gebets- und Opferstätte gewesen sein.
Doch so richtig angestiegen ist die Zahl der Kreuze erst seit dem späten 20. Jahrhundert. So sollen im Jahr 1900 nur 150 Kreuze und 1940 gerade mal 400 Kreuze den Hügel gesäumt haben. Während des Zeit des Kommunismus und der Herrschaft der Sowjetunion wurde das Aufstellen der Kreuze ein Symbol für die Unabhängigkeit Litauens und sie dienten dem Gedenken der nach Sibirien deportierten Menschen. Immer wieder wurde der Ort und all die Kreuze durch Anordnung der Kommunistischen Partei Litauens platt gemacht, doch jedes Mal wurden es nach einer solchen Aktion noch mehr Kreuze.
Seit der Unabhängigkeit Litauens werden es nun fortan mehr und mehr Kreuze. Eine Gruppe von Studenten wollte die Zahl einmal schätzen, doch bei 50.000 Stück haben sie aufgehört zu zählen. Heute sieht man zahlreiche Touristen, welche ebenfalls kleine Kreuze mit dazuhängen oder legen. Dazu kommen noch die vielen kleinen Ketten und Anhänger sowie die Rosenkränze, welche von Besuchern an die Kreuze gehangen werden. Die klappern im Wind und tragen so zur mystischen Atmosphäre bei.
Neben einem Informationszentrum gibt es seit einigen Jahren auch ein Kloster, welches unweit des Hügels (circa 300 Meter) errichtet wurde. Den Bau hat Papst Johannes Paul II im Jahr 1994 angeregt nachdem er den Berg der Kreuze im Vorjahr besucht hatte.
Wie kommt man am besten zum Berg der Kreuze und wo kann man parken?
Circa 15 Kilometer nördlich von Šiauliai liegt er, der Berg der Kreuze. Von Norden aus Richtung Riga kommend erreicht man den Ort über die Straße A8, welche ab Litauen als A12 oder auch E77 weitergeführt wird. Sie führt direkt am Berg vorbei, sodass man das Ziel im Grunde gar nicht verfehlen kann.
Auch von Šiauliai aus kommend, muss man die Stadt erst umrunden oder durchqueren und dann auf der E77 in Richtung Lettland fahren. Von der Landstraße aus sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum großen Besucherparkplatz.
Dieser bietet zu früher Stunde, später wird es meist voller, eine ausreichende Zahl an freien Stellflächen, für welche man eine geringe Gebühr (bei unserem Besuch war es ein Euro) entrichten muss und liegt direkt am Informationszentrum. Von dort ist es dann nur mehr ein kurzer Fußweg bis zu den ersten Kreuzen.
Was kann man rund um den Berg der Kreuze unternehmen?
Natürlich ist am Berg der Kreuze auch der Berg der Kreuze das Ziel. Im Fokus steht das Erkunden des skurrilen Hügels, das Betrachten der verschiedenen Kreuze und das Verweilen an manchen Tafeln und Inschriften. Für die meisten Touristen steht weniger der Aspekt der Wallfahrt ihm Vordergrund sondern der Aspekt, dass ein ganzer Hügel über und über mit Kruzifixen bedeckt ist.
Der Besuch beginnt am Parkplatz und kann durch einen Besuch im Informationszentrum ergänzt werden. Von dort führt ein Fußweg direkt zu den Kreuzen und dem Hügel. Dort hat man dann mehrere Möglichkeiten, sich auf verschlungenen Pfaden durch das Dickicht aus Holz, Metall und anderen Werkstoffen zu arbeiten. Immer wieder stößt man auf besondere Kreuze oder auf Tafeln und Schilder, welche eine Geschichte erzählen, so haben wir beispielsweise ein Kreuz entdeckt, welches von einer Motorradwallfahrt von Deutschland aus berichtete.
Ganz in der Nähe steht außerdem noch die kleine Kapelle des Berges der Kreuze und mehrere hundert Meter weiter das Kloster. Von dessen Gebetsraum kann man durch das Fenster direkt auf die Kreuze am Hügel blicken. Das Kloster kann ebenfalls besucht werden, wird allerdings von weniger Besuchern angesteuert wie der Berg der Kreuze selbst.
Je nach Lust und Laune ist man dann nach einer bis zwei Stunden durch mit dem Besuch des Hügels an sich. Wer noch das Kloster sehen möchte, rechnet mit etwas mehr Besuchszeit obendrau.
Unser Besuch am Berg der Kreuze
Bezüglich unseres Besuchs hatten wir uns doch etwas verschätzt, was die Zeit anbelangt. Wir hatten deutlich mehr eingeplant als wir letztlich gebraucht hatten, sodass wir im Nachhinein noch den Nationalpark Žemaitija für eine kleine Wanderung besuchen konnten.
Zum Nationalpark Žemaitija gibt es ebenfalls einen ausführlichen Reiseitipp-Beitag!
Trotz der relativen Nähe zur Ostsee, waren es einige Kilometer Strecke, welche wir bis zum Berg der Kreuze zurücklegen mussten. Doch mit unserem Mietwagen, einem Skoda Octavia war das sehr bequem möglich. Auf den litauischen Straßen darf ohnehin nicht sonderlich schnell gefahren werden.
Als wir ankamen war der große Parkplatz noch relativ leer und auch die vielen Busplätze waren unbesetzt. Knapp einen Euro hat uns das Parkticket gekostet und schon auf dem Fußweg zum Berg der Kreuze sahen wir sie überall. Wirklich schon aus der Entfernung hat der Ort eine ganz besondere Atmosphäre. Kreuze in tausenden Varianten.
Schon zu diesem Zeitpunkt waren wir überwältigt. Wir hatten im Vorfeld gelesen, dass man vermutet es seien mittlerweile weit über 100.000 Kreuze an diesem Ort. Und jeden Tag tragen die Besucher und Touristen neue dazu, welche man praktischerweise in einem Shop des Informationszentrums kaufen kann. Gute Geschäftsidee dachten wir uns dabei.
Für uns war es einfach beeindruckend, durch die engen und geschwungenen Pfade der beiden Hügel zu gehen und die Szenerie auf uns wirken zu lassen. Ab und an musterten wir besonders auffällige Exemplare genauer, nur den Besuch des Klosters hatten wir weggelassen. Leider war uns damals noch nicht bewusst, dass dieses ebenfalls angesehen werden kann.
Nach etwa 40 Minuten liefen wir zurück zum Parkplatz und mittlerweile war auch der Besucherparkplatz prall gefüllt. Da hatten wir wohl noch einmal Glück gehabt.
Unser persönliches Fazit zum Berg der Kreuze
Wir waren beide nach unserem Besuch der Meinung, dass der Ort wahrlich sehr skurril ist. Dennoch hat uns die mystische Atmosphäre beim Gang durch Gänge der Kruzifixe gut gefallen. Es gab immer wieder etwas zu entdecken zwischen der Masse aus einfachen, kleineren Kreuzen.
Der Besuch lohnt sich tatsächlich schon, wenn man sich auf den Ort einlassen kann und Lust hat, die ein oder andere Geschichte hinter den Kreuzen zu erfahren. Das ist vor allem dann möglich, wenn diese beschriftet sind oder mit kleinen bedruckten Tafeln versehen sind. In Kombination mit einem Besuch des Nationalparks Žemaitija oder der Stadt Šiauliai können wir den Berg der Kreuze auf jeden Fall weiterempfehlen.